Die stille Infektion

Parodontitis – die unbemerkte Volkskrankheit: Millionen Menschen sind betroffen, doch viele wissen es gar nicht. Denn die Entzündung des Zahnhalteapparates ist eine stille Erkrankung. Und genau das macht sie so gefährlich – für die Zähne und für die Gesundheit.

Die Parodontitis ist ein ziemlich hinterhältiger Zeitgenosse: Anfänglich versteckt sie sich hinter einem vermeintlich harmlosen Zahnfleischproblem – ihr wahres Gesicht zeigt sie oft erst, wenn es schon fast zu spät ist. Denn das Trügerische an dieser Entzündung des Zahnbettes ist, dass sie in vielen Fällen nicht mit Schmerzen verbunden ist. Darum merken die meisten Patienten lange nichts davon und die Erkrankung kann in aller Ruhe immer weiter fortschreiten. Und das kann wortwörtlich fundamentale Folgen haben: Wird die Entzündung nicht rechtzeitig behandelt, wandert sie nämlich vom Zahnfleisch in den Kieferknochen und beginnt langsam, aber sicher, diesen anzugreifen und zu zerstören. Am Ende lockern sich die Zähne und fallen im schlimmsten Fall aus. Tatsache ist, dass heute mehr Menschen Zähne durch Parodontitis als durch Karies verlieren. Und nicht nur das: Bei fortschreitendem Knochenabbau verliert auch Zahnersatz – insbesondere Implantate – den sicheren Halt, weil das tragende Fundament zu instabil wird.

Stress für den ganzen Körper

Eine Parodontitis setzt aber nicht nur Zähnen und Zahnfleisch, sondern dem gesamten Organismus mächtig zu. Bei einer fortgeschrittenen Entzündung am Zahnbett entspricht die potenzielle Wundfläche im Mund in etwa der Größe eines Handtellers. Von dort aus gelangen die entzündungsverursachenden Bakterien in den Blutkreislauf und verteilen sich im Körper – und können dort bleibende Schäden anrichten. Schon lange ist eine Wechselwirkung bei Diabetikern bekannt. Menschen mit Parodontitis haben zudem ein doppelt so hohes Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall. Und: Schwangere mit einer chronischen Erkrankung des Zahnhalteapparats haben öfter eine Frühgeburt als Frauen mit gesundem Zahnfleisch.

So weit muss es aber gar nicht kommen: Mit gezielten Präventionsmaßnahmen, modernen diagnostischen Verfahren und frühzeitiger Behandlung können wir den düsteren Szenarien in der Regel erfolgreich vorbeugen.